Chronisch entzündliche Darmerkrankungen können grundsätzlich Jede*n treffen. Meist tritt die Erkrankung erstmals zwischen dem 20. und 35. Lebensjahr auf. Die Faktoren, die zu einer Erkrankung führen sind vielfältig und komplex.

Die medizinische Forschung hat gezeigt, dass offenbar mehrere Faktoren zusammen wirken, um die Krankheit auszulösen. So kennt man heute eine Reihe von genetischen Faktoren, die das Erkrankungsrisiko erhöhen. Bei einigen Patient*innen liegt eine familiäre Häufung der Erkrankung vor.

Ausschlaggebend scheint außerdem eine Barrierestörung des Darms zu sein. Während die Schleimhaut im Darm normalerweise für Bakterien eine unüberwindliche Barriere darstellt, können diese bei CED-Patient*innen in die Darmwand einwandern und dort eine Entzündung auslösen. Dieser Entzündungsprozess ist bei den Betroffenen fehlgeleitet, so dass längerfristig eine chronische Entzündung entstehen kann.

Schließlich gibt es Hinweise darauf, dass auch Umweltfaktoren an der Entstehung von CED beteiligt sein können. Belegt ist dies außerdem für das Zigarettenrauchen, das den therapeutischen Effekt von Medikamenten aufheben kann.

In Österreich leiden zunehmend jüngere Menschen an einer entzündlichen Darmerkrankung, wobei Männer und Frauen etwa gleich häufig betroffen sind.

Die Zahl der Krankheitsfälle ist in den letzten Jahrzehnten vor allem in den Industrienationen gestiegen. Möglicherweise wird diese Entwicklung durch den hohen Hygienestandard sowie durch ein verändertes Ernährungsverhalten der Bevölkerung gefördert.

Zytokine

Ein genauerer Blick auf die Vorgänge in den entzündeten Darmbereichen zeigt, dass die dort aktiven Immunzellen in hohem Ausmaß entzündungsfördernde Botenstoffe (Zytokine) produzieren.

Innerhalb des Immunsystems haben körpereigene Zytokine die Aufgabe, als Botenstoffe Informationen von einer Zelle zur anderen zu übermitteln. Damit sind sie wichtig für die funktionierende Abwehr körperfremder Substanzen. Normalerweise befinden sich Zytokine, die eine Entzündung fördern und solche, die sie hemmen im Gleichgewicht. Bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen ist dieses Gleichgewicht gestört.

Einer der Botenstoffe, der eine wichtige Rolle für die Entzündung bei CED spielt, wird als Tumor-Nekrose-Faktor-alpha oder kurz TNF-alpha bezeichnet. Eine wissenschaftliche Theorie besagt, dass bei Patient*innen der TNF-alpha-Spiegel in den betroffenen Darmabschnitten dauerhaft erhöht ist. Er bewirkt somit, dass die Entzündung nicht abklingt, sondern immer weiter in Gang gehalten wird. Diese Annahme wurde durch den Einsatz von Medikamenten, welche TNF-alpha Aktivität hemmen, bestätigt. Heute werden jedoch etliche weitere Zytokine bzw. deren Signalwege mit modernen Therapieansätzen gezielt blockiert.