Die Betreuung durch spezialisierte Pflegepersonen (CED-Nurses) hat das Ziel, den Patient*innen in Krankheitsfragen zu „managen“. Ein weiterer wichtiger Punkt ist aber auch aufzuzeigen, wie der Betroffene selbst den Erfolg der Therapie begünstigen kann.

Auch die Erkrankten sollen proaktiv zu ihrem eigenen Wohlbefinden beitragen. Das Achten auf richtige Ernährung, bewusste Stressbewältigung oder den Umgang mit Gewohnheiten wie Rauchen unterstützen nicht nur den Therapieerfolg in Akutphasen, sondern wirken sich auch positiv auf die Stabilisierung in der Remission aus.

Neben der medizinischen Behandlung ist es als seelische Unterstützung auch ratsam, weitere Hilfe in Anspruch zu nehmen: Bei Selbsthilfegruppen Rat zu holen oder tiefergreifende Probleme in eine Gesprächstherapie aufzuarbeiten.

Mut fassen, Mut machen

Zukunftsängste um Krankheitsverlauf, Beruf und Familie sind normal, auch das Umfeld eines Erkrankten macht sich viele Sorgen. Der Austausch im Gespräch kann schon viel bewirken, auch das Annehmen psychologischer Betreuung zur Bewältigung der Ängste ist keine Schande!

Obwohl sich die Krankheitssymptome auf den Verdauungstrakt konzentrieren gibt es keine typische CED-Diät. Jede*r Patient*in verträgt unterschiedliche Nahrungsmittel besser oder schlechter. In Schubphasen ist allerdings zu beachten, dass durch die stark verminderte Aufnahmefähigkeit des Darms auch weniger Nährstoffe in den Organismus gelangen. Es empfiehlt sich auf die Ernährungspyramide zu verweisen und eine allgemeine Empfehlung mediterraner Kost auszusprechen.

SPEISEPLAN IN REMISSION

Erlaubt ist was schmeckt und was gut vertragen wird. Zur besseren Übersicht ist es eine gute Idee, ein Ernährungstagebuch zu führen. Insbesondere zu Erkrankungsbeginn bzw. der Diagnose können Betroffene davon profitieren, ein Ernährungstagebuch zu führen. Durch genaue Dokumentation von verzehrten Speisen und etwaigen Beschwerden, können einzelne Lebensmittel oder Speisen identifiziert werden, die schlechter bzw. besser als andere toleriert werden. So können sich Betroffene einen besseren Überblick über das eigene Essverhalten und ggf. zu vermeidente Nahrung schaffen. Da unser Essen sich nicht nur physisch auswirkt, sondern auch direkte Auswirkungen auf die Stimmung hat könnte auch dieser Faktor notiert werden. Die Grundregeln gesunder und ausgewogener Kost sollten berücksichtigt werden. Fertigprodukte sollen nach Möglichkeit vermieden und stattdessen mit frischen Zutaten selbst gekocht werden.

ESSEN TROTZ SCHUB

Während eines Schubes werden viele sonst gut bekömmlichen Lebensmittel schlecht vertragen. Hier gilt es mit Vorsicht zu probieren, was dem Körper guttut und ausreichend Nährstoffe liefert, da sie durch den entzündeten Darm vermindert in den Körper gelangen können.

Bei schweren Schüben ist es ratsam, eine*m Diätolog*in hinzuzuziehen, entsprechende Mangelzustände laborchemisch zu identifizieren und als multidisziplinäres Team gezielt dem Mangel gegenzusteuern.

Eine Faustregel für gut verträgliches Essen ist eine drastische Ballaststoffreduzierung, keine zu heißen, scharfen oder fetten Speisen. Zur schonenderen Verarbeitung können Mahlzeiten auch püriert gegessen werden. Das Essen sollte aber normalerweise nicht zu stark reduziert werden, um einem Kräfte- und Gewichtsverlust entgegen zu steuern.

Nach Operationen (Resektionen) kann es erforderlich sein, gewisse Nährstoffdefizite zu überwachen und ggf. zu substituieren. Beispielsweise werden Folsäure und Vitamin B12 im terminalen Ileum verstoffwechselt, was bedeutet, dass nach entsprechender Resektion diese nicht mehr ausreichen aufgenommen werden können. Dies und die zugrundeliegende Entzündungen beeinflussen zusätzlich den Eisenstoffwechsel, weshalb dieser auch im Laufe der Erkrankung kontrolliert werden soll.

Auch beim Thema Ernährung ist der Goldstandard multidisziplinär einen Behandlungsplan festzulegen, um eine ganzheitliche Betreuung der Betroffenen zu gewährleisten. Nicht zu vergessen sei hier auch, dass insbesondere bei älteren Patient*innen berücksichtigt werden soll, ob denn selbst gekocht wird und falls dabei herauskommt, dass der/die jeweilige Partner*in dafür zuständig ist, sollte diese Person in entsprechende Beratungs- und Informationsgespräche miteinbezogen werden.

BEWUSST GENIESSEN

Wenn man das Gefühl hat, dass der gesamte Verdauungsapparat gegen den eigenen Körper arbeitet, erscheint einem das Wort „Genuss“ vielleicht abwegig. Appetitlosigkeit und Übelkeit führen dazu, dass Essen zur reinen Nährstoffaufnahme verkommt.

Neben der Aufnahme von Nährstoffen leistet Essen aber auch einen wichtigen Beitrag zum Wohlbefinden jedes Menschen. Einen entspannten und schönen Rahmen zu schaffen und sich wenigstens für eine Mahlzeit am Tag wirklich Zeit zu nehmen kann mithelfen, Essen sogar in einem Schub ein wenig genussvoll zu machen.

Die Auswirkungen des Rauchens auf Morbus Crohn und Colitis ulcerosa erscheinen gegensätzlich. Während bei Morbus Crohn ein erhöhtes Risiko zur Erkrankung, eine Verschlechterung des Krankheitsverlaufs, sowie erhöhter Komplikationsrate mit einhergehenden Operationen auftritt, scheint Nikotin bei Colitis ulcerosa positive Auswirkungen zu haben. Therapeutisch konnte dies bei Colitis ulcerosa jedoch bis heute nicht genutzt werden, sodass aufgrund der negativen Auswirkungen auf den gesamten Organismus vom Rauchen abzuraten ist.

RAUCHEN BEI MORBUS CROHN

  • Raucher*innen haben ein doppelt hohes Risiko, an Morbus Crohn zu erkranken.

  • Raucher*innen mit Morbus Crohn sprechen schlechter auf Therapien an.
  • Nach einer Operation kommt es mit größerer Wahrscheinlichkeit und schneller wieder zu einer Rückkehr der Entzündungen (Rezidiv)
  • Morbus Crohn-Patient*innen, die rauchen, haben im Allgemeinen mit einem schwereren Verlauf der Krankheit zu rechnen. Das führt zu einem erhöhten Risiko einer Operation.

RAUCHEN BEI COLITIS ULCEROSA


Der tatsächliche Einfluss von Nikotin auf die Entstehung und den Verlauf einer Colitis ulcerosa wird nach wie vor nicht gänzlich verstanden. Frühere Studien besagen, dass Nikotinkonsum das Entstehungsrisiko, an Colitis ulcerosa zu erkranken reduziert, sowie seltener Schübe auftreten. Aktuelle Daten geben jedoch Hinweise darauf, dass dem nicht so ist, weshalb aufgrund der allgemeinen Risiken des Nikotinabusus Betroffene davon überzeugt werden sollen, das Rauchen zu beenden.

Die Belastung durch die Krankheit führt bei CED-Patient*innen nicht selten zu Angstzuständen oder Mutlosigkeit bis hin zur Depression. Psychischer Stress schlägt sich aber sprichwörtlich auf den Magen, bei CED wiederum auf den Darm. Selbsthilfegruppen und psychologische Betreuung bieten die Möglichkeit, einen Kanal zu finden, etwas vom seelischen Ballast los zu werden.

SELBSTHILFEGRUPPEN

Durch die Scheu, die eigenen vier Wände zu verlassen, ist der Kontakt zu „neuen Leuten“ oftmals sehr beschränkt. Selbsthilfegruppen haben einen großen Vorteil: Hier muss man nicht groß zu erklären anfangen, weil verstanden wird, welchen Problemen man täglich gegenübersteht.

Auch betroffene Angehörige oder Partner*innen können vom Austausch in solchen Gruppen profitieren. Neben der Informationsfunktion hat die Selbsthilfegruppe vor allem einen Effekt: Das Gefühl, mit der Erkrankung nicht allein zu sein.

PSYCHOTHERAPIE

Der Druck, der auf einem Patient*innen lastet, sollte von seinem Umfeld aber auch von ihm selbst nicht unterschätzt werden. In Gesprächstherapien werden die psychischen Auswirkungen der körperlichen und seelischen Belastung thematisiert.

Probleme, die durch die Krankheit in Familie oder Partnerschaft entstehen, können im Rahmen einer Paar- oder Familientherapie besprochen werden.

Der körperliche und seelische Stress, der speziell in akuten Schubphasen aufgebaut wird, wirkt sich umgekehrt wieder negativ auf den Therapieerfolg aus. Aber auch Stress in der Remission kann einen neuerlichen Schub begünstigen. Jede*r Betroffene kann selbst dazu beitragen, den eigenen Stress zu minimieren.

AUTOGENES TRAINING

Eine gute Möglichkeit ist es, Entspannungstechniken wie Autogenes Training zu lernen und regelmäßig anzuwenden. Der Vorteil von Autogenem Training ist, dass man dafür weder Zubehör noch körperliches Geschick braucht und man es selbst überall anwenden kann. Es bedarf allerdings einiger geistiger Übung sich in einer Stress- oder Schmerzsituation auf die Entspannung einzulassen, deswegen ist regelmäßiges Anwenden auch in Remission empfohlen.

MASSAGE

Sanfte Massagen des Bauchbereichs helfen bei Verspannungen, die durch die Krämpfe auftreten, sowie gegen Blähungen. Die Massagen können vom Partner oder der Partnerin oder mit etwas Übung auch selbst angewendet werden.

SICH HELFEN LASSEN

Mancher Stress ist hausgemacht. Die Motivation, alles alleine schaffen zu müssen, ist vor allem in einem Schub kontraproduktiv. Sich und ihrem Umfeld zuliebe sollten CED-Patient*innen daher lernen, Hilfe von anderen Menschen zuzulassen und Aufgaben zu delegieren.

DARMHYPNOSE

Als anerkannte Methode kann in Einzel- oder Gruppensitzungen Darmhypnose als Form der auf den Verdauungstrakt gezielten Entspannung bei entsprechenden Therapeut*innen gelernt werden.